23 September 2010

Die Zweite Wiener Schule

In den stürmischen Zeiten der Vorkriegsepoche veränderte sich die Weltanschauung und somit änderte sich auch natürlich die Kunst. Die Musik jener Zeit präsentiert ein buntes Bild, in dem kühne Experimenten der Avantgardisten und Expressionisten besonders auffallend sind.

Musik, sowie auch alle anderen Kunstgattungen, wird zu einer Aktivität von gesellschaftlichem Interesse. Es entstehen neue nationale und internationale Musikvereine. Kunst wird immer stärker politisiert.

Ein solcher nationaler Zusammenschluss war die sogenannte Zweite Wiener Schule. Ihre Entstehung wurde zu einem bemerkenswerten Ereignis im österreichischen Musikleben jener Zeit und hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Kunst der ganzen Welt. Zahlreiche negative Gesellschaftsprozesse wurden in den Werken von Pionieren des Expressionismus wie Arnold Schönberg, dem Gründer der Zweiten Wiener Schule, und seinen Schülern Anton Webern und Alban Berg aufgenommen und verarbeitet. In einigen ihrer Werke traten die Komponisten gegen Faschismus (Schönbergs " Ein Überlebender aus Warschau", ein Werk für Sprecher, Männerchor und Orchester) und Militarismus auf (Bergs Oper "Wozzeck"), deckten Schwächen und Laster der damaligen Gesellschaft auf (Schönbergs Oper "Moses und Aron"), verbreiteten moralische und religiöse Ideale (Webern in seinen geistlichen Liedern und Kantaten). Dank neuer musikalischer Ausdrucksmitteln gelang es den Komponisten eine starke psychologische Wirkung mit der Darstellung von Katastrophen und depressiven Zuständen zu erreichen.

Die Werke der Komponisten der Zweiten Wiener Schule waren eine entschiedene Antwort auf die Herausforderungen der Zeit. Sie handelten ihrer Epoche zuwider, erfrischten die musikalische Sprache und den Stil, gingen von der Atonalität zur Dodekaphonie über. Auch hundert Jahre später löst die Frage nach der Bedeutung der Zweiten Wiener Schule im Weltkulturerbe hitzige Debatten in musikalischen Kreisen aus, weil heute die musikalische Sprache ihrer Werke, die sich auf der vollständigen oder teilweisen Verweigerung der Tonart gründet, das Verständnis des Massenpublikums übersteigt.

 

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